Donnerstag, 13. September 2012

Deutscher Frühling in Kairo und Bengasi?

Seit aus Libyen gemeldet wurde, dort fänden Massenproteste gegen Gaddafi statt, die mit der Luftwaffe niedergebombt würden, leben Journalisten offenbar in ihrer eigenen Welt, die an die surrealistischen Gemälde des niederländischen Malers Hieronymus Bosch erinnert und ebenso wie dessen bekannteste Werke wenig mit der Wirklichkeit gemeinsam zu haben scheint.

Dort lassen blutrünstige Diktatoren aus Langeweile ihr Volk abschlachten und Scharen mit Viagra gedopter Söldner ergehen sich in Vergewaltigungsorgien während skrupellose Geheimpolizisten Kindern die Nägel ausreißen und zwielichtige Gestalten Milliardenbeträge in Koffern außer Landes schmuggeln, mit denen Schergen dafür bezahlt werden, unbarmherzig ganze Dörfer zu entvölkern, deren Bewohner monatelang im Gewehrfeuer ausharren und Protestlieder singen, während sie zu Tausenden hingemetzelt werden.

Inmitten von Millionen Menschen, die nahezu ausnahmslos über moderne Kamerahandys verfügen, und jeden Vorfall umgehend über die bekannten Videoplattformen dokumentieren, finden diese Vorgänge erstaunlicherweise ausnahmslos im Verborgenen statt. Wer den von der Presse aufwühlend geschilderten Vorgängen nachzuspüren versucht, findet stattdessen zuverlässig das Gegenteil des Behaupteten vor.

In Kairo und Bengasi, so wurde zuletzt behauptet, hätten sich aufgebrachte Muslime vor den amerikanischen Botschaften eingefunden, um gegen einen Film zu protestieren, der den Propheten Mohammed mit für westliche Verhältnisse normaler aber im arabischen Raum eher ungewohnter Respektlosigkeit darstellt, und es erscheint Amerikanern und Europäern glaubwürdig, daß sich nordafrikanische Muslime deswegen wie kleine Kinder benehmen, und aus derart nichtigen Anlässen Botschaften stürmen und mittelschwere Waffen zum Einsatz bringen, um den amerikanischen Botschafter mit einer ausgeklügelten Kommandoaktion aus dem Botschaftsgebäude heraus zu treiben und öffentlich zu ermorden.

Ein Transparent weist die Beschriftung auf: "DO YOU WANT WAR WITH MOSLEMS"



Die englische Vokabel lautet: Muslims. Moslems ist eine nur in Deutschland gebräuchliche Variante, die niemand in Nordafrika verwenden würde. Wer sie kennt und mit ihr so vertraut ist, daß er sie unbedacht in Kairo oder Bengasi auf einem Transparent verwendet, ist weder Nordafrikaner noch Moslem. So stellt sich die Frage, wer die salafistischen Proteste organisierte, aus denen heraus die Botschaften angegriffen wurden.

Fragwürdig ist auch die hinter den Angriffen stehende Motivation. J. Christopher Stevens gehörte zu den Hauptorganisatoren der libyschen Aufstände. Von März bis November 2011 arbeitete er als Sonderbeauftragter der US-Regierung mit dem Nationalen Übergangsrat zusammen, um die libyschen Aufstände politisch zu koordinieren. Dieses Gremium war erst am 27. Februar 2011 gegründet worden. Stevens ist damit einer der Hauptverantwortlichen für die Eskalation, die zum Krieg gegen Libyen führte. Seine offizielle Biografie wurde von der US-Regierung nach seiner Ermordung aus dem Netz genommen:
"Ambassador J. Christopher Stevens is a career member of the Senior Foreign Service. He arrived in Tripoli in May 2012 as U.S. Ambassador to Libya. Ambassador Stevens served twice previously in Libya. He served as Special Representative to the Libyan Transitional National Council from March 2011 to November 2011 during the Libyan revolution and as the Deputy Chief of Mission from 2007 to 2009.

Other overseas assignments include: Deputy Principal officer and Political Section Chief in Jerusalem; political officer in Damascus; consular/political officer in Cairo; and consular/economic officer in Riyadh. In Washington, Ambassador Stevens served as Director of the Office of Multilateral Nuclear and Security Affairs; Pearson Fellow with the Senate Foreign Relations Committee; special assistant to the Under Secretary for Political Affairs; Iran desk officer; and staff assistant in the Bureau of Near Eastern Affairs.”
(Auszug der nicht mehr verfügbaren Seite: http://www.state.gov/r/pa/ei/biog/193075.htm)

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